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Umbruch in der Baubranche: Müssen neue Wege gedacht werden?                                                                                    NEWS 28/22
Wo könnten diese hinführen?                                                  Markus Beutl (Leitung Einkauf ABAU NÖ/W):
                                                                             Mein persönlicher Blick in die nächste Bausaison sagt: eindeutiger
    Bernhard Muigg (Leitung Einkauf ABAU T/V):                               Auftragsrückgang aufgrund des Kostenfaktors. Der Wandel vom
    Die Strukturen müssen immer wieder kritisch angeschaut und zum           Neubau auf die Sanierung wird meiner Meinung nach Thema. Der
    Teil auch neue Wege eingeschlagen werden. Der ganze Beschaffungs-        Preisspiegel für 2023 ist aus meiner Sicht noch nicht absehbar (CO²
    ablauf wird künftig zunehmend digitalisiert.                             -Steuer, Energie und viele andere Parameter). Flexibilität und die
                                                                             Tendenz zum „Allrounder“ sind stärker gefragt denn je.

Markus Beutl (Leitung Einkauf ABAU NÖ/W):                                        Bernhard Muigg (Leitung Einkauf ABAU T/V):
Meiner Meinung nach ist der Preisanstieg noch nicht an der Spitze                Es wird im Jahr 2023 wahrscheinlich einen Umsatzrückgang geben,
angelangt. Laufend trudeln Teuerungen ein, von den enormen Ener-                 nicht dramatisch, aber doch! Teilweise werden Unternehmen ver-
giepreisen ganz zu schweigen. Zu 90 % wird zwar Ware verfügbar                   suchen, ihre Geschäftsfelder zu erweitern.
sein, allerdings leider zu einer Hochpreispolitik, die Bauunternehmer
und „Häuslbauer“ selbst an ihre Grenzen bringt. Bauen und Wohnen                 Markus Gruber (Einkauf ABAU NÖ/Wien):
bleibt nur für wenige noch leistbar. Ein Rückgang der Aufträge ist               Vermutlich Lieferengpässe, die Preise der
zwar aktuell noch nicht spürbar, das Ausmaß dieser Hochpreispolitik              Industrie gehen noch weiter rauf (wg. der hohen
wird aber spätestens 2023 Wirkung zeigen. Ziegellager produzieren,               Energie- und der Lohnkosten). Aufgrund der hohen Energiepreise
es entstehen Pufferlager. Was passiert mit dem Material, wenn die                werden manche Baustellen verschoben oder gar nicht begonnen,
Aufträge zurückgehen bzw. gar zum Stillstand kommen? Die große                   man wird sich auf die notwendigsten Projekte konzentrieren, und
Frage ist hier WANN? Daraus resultierend könnte sich die Preis-                  somit könnte auch mit einer kleineren Marge zu rechnen sein.
situation im Laufe 2023 wieder etwas „regulieren“.
                                                                             Wird es Ihrer Meinung nach eine Marktbereinigung und Insolvenz-
Neue Wege: Der/die private Häuslbauer könnte schon bald vom                  welle geben?
Aussterben bedroht sein. Er/sie wird es sich schlichtweg nicht mehr
leisten können. Abgesehen von den Teuerungen des Materials stei-                 Bernhard Muigg (Leitung Einkauf ABAU T/V):
gen auch die Zinsen für Kredite, die heutzutage schon 20–30 % an                 Ja, die wird es sicherlich geben! Insolvenzwelle hoffe ich nicht.
Eigenkapital voraussetzen, was wenige junge Menschen haben.
Sanierung könnte hier ein Schlüssel sein. Mit dem Sanierungscheck                Markus Beutl (Leitung Einkauf ABAU NÖ/W):
für Privatpersonen wurde bereits ein Schritt gesetzt. Bundes- und                Schließungen/Konkurse werden unweigerlich stattfinden, in den
Landesförderungen können hier kombiniert werden.                                 unterschiedlichsten Branchen, was uns bereits ein Blick auf die
                                                                                 Konkursanmeldungen der letzten Wochen und Monate in Öster-
Zurück zum Ursprung: Möglich, dass einige Bauunternehmen wieder                  reich verrät. Eine Insolvenzwelle bleibt der Baubranche, so denke
über die Wintermonate schließen.                                                 ich, auch nicht erspart.

    Elke Stöbich (strateg. Einkauf ABAU OÖ):                                 Bernhard Muigg         Elke Stöbich
    So wie sich die ABAU formiert und am Zeitgeschehen orientiert,
    so handeln auch unsere Gesellschafter und weiten das Leistungs-
    spektrum aus. Neue Ansätze sind der Antrieb für die Positionierung
    am umkämpften Markt. Altbekanntes und Bewährtes werden per-
    fektioniert und mit der Moderne adaptiert. Mitarbeiter werden auf
    die neuesten Technologien geschult und die der derzeit wohl am
    präsentesten Themen Energie und Nachhaltigkeit werden vertieft.
    Ein Umbruch von schnelllebiger Quantität hin zur Königsklasse der
    energieeffizienten Qualität ist das Erfolgsrezept unserer Gesell-
    schafter. Diese Qualität sichert nicht nur die Arbeitsplätze der vielen
    Beschäftigten, sondern unterstützt damit auch private Häuslbauer,
    das eigene Projekt ohne Schrecken am Ende zu realisieren.

Welchen Trend sehen Sie? Wie gehen Sie damit um?

    Christine Fuchshuber (Einkauf OÖ):
    Die Entwicklung geht stark zur Digitalisierung. Nicht nur Prozesse
    und Methoden ändern sich, auch neue Produkte und Geschäftsmo-
    delle werden entstehen. Bauwerke werden in Zukunft geänderte und
    neue Funktionen haben. Die Digitalisierung wird in allen Bereichen
    des Planen, Bauen und Betreibens noch intensiver genutzt werden.
    Sie ist aber kein Allheilmittel! Nur bei guter Zusammenarbeit können
    sinnvolle und praktikable digitale Lösungen entstehen. Die Endnutzer
    sollten bei den Entwicklungen stets im Fokus bleiben. Wir vom ABAU
    Team sind gegenüber der Digitalisierung aufgeschlossen und sehen
    diese als großen Fortschritt und Erleichterung.

Blick in die nächste Bausaison - Frühjahr 2023                               Markus Beutl
Was kommt Ihrer Meinung nach auf die Baubranche zu?                          Foto: David Schreiber

AUS DEN LANDESGESELLSCHAFTEN                                                                                      23
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